“Urban-Renewal” in Pittsburgh

Lange Zeit war Abriss das Gebot der Stunde – wie aus alten Gemäuern hippe Hotels werden können zeigt eine der vormals berüchtigtsten Stahlstädte in Pennsylvania. Zur Hochzeit des Industriezeitalters war Pittsburgh so dick vom Rauch der Schornsteine eingehüllt, dass schon mittags die Straßenlaternen brannten. Eine multikulturelle Arbeiterschaft schuf einen wahren Meltingpot – die Stahlbarone wiederum erschufen mit den satten Gewinnen stattliche Architektur und Kunstsammlungen von Weltgeltung. Anfang des 20. Jahrhunderts wuchsen die Wolkenkratzer in die Höhe und prestigeträchtige Gebäude entstanden. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich Pittsburgh einem einzigartigen Wandel unterzogen. Viele der ehemaligen Industrieflächen haben sich in Grüngürtel und Parks verwandelt, Downtown Pittsburgh vibriert mit Einzelhandel und Gastronomie – nicht nur rund um den „Cultural Distrikt“. Auch viele der über 90 verschiedenen Stadtviertel wollen ihre Wurzeln nicht vergessen: Anstatt Abriss heißt es in Pittsburgh “Urban Renewal”, dies gilt insbesondere für die Hotelszene. 

Distrikt Hotel lobby-credit The Distrikt Hotel Pittsburgh
Distrikt Hotel Lobby (c) The Distrikt Hotel Pittsburgh

Das Distrikt Hotel Pittsburgh

Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1924 diente das Gebäude der Salvation Army. Es war nicht nur Verwaltungssitz und günstiges Wohnquartier für die Armen – die sogenannten “Evangeline Residence” Räume boten sichere und saubere Unterkünfte für arbeitende Frauen aus der Unterschicht. Eine absolute Innovation damals und anderen gemeinnützigen Sozialeinrichtungen weit voraus. Neben einem Auditorium fand sich im Haus auch ein Schwimmbad, ein Basketballplatz, ein Theater und sogar eine Kapelle.

Seit Ende 2017 erwarten 185 Zimmer auf 10 Stockwerken Gäste im ehemaligen Heilsarmee-Quartier. Die Sporthalle dient nun als Restaurant, die damalige Kapelle als Lobby und Bar – behalten wurden die ursprünglichen Glasmalereien in den Fenstern. Frische Farbtupfer verstehen sich im Distrikt Hotel prächtig mit der Aura des Vergangenen: Dunkle Holzböden kontrastieren eine begrünte Wand und die Vintage-Fahrräder sind nicht nur Deko.

Ace Hotel exterior-credit Rob Larson
Ace Hotel (c) Rob Larson
Ace Hotel lobby-credit Rob Larson
Ace Hotel lobby (c) Rob Larson

Das ACE Hotel

Das fünfstöckige Gebäude wurde 1909 als CVJM-Gebäude im Herzen des East Liberty-Viertels erbaut. Zu der Zeit boomte die Stahlindustrie, East-Liberty war als „zweite Innenstadt“ bekannt und bis in die 1950er Jahren eine der reichsten Gegenden des Landes. Als YMCA war es der Treffpunkt in der Nachbarschaft – ob Zugezogene oder Einheimischer, reich oder arm, jung oder alt: Menschen aus allen Gesellschaftsschichten hingen am “Y” – mit Möglichkeiten für Sport, Spiel, Unterhaltung oder als Zufluchtsort.

Die ursprüngliche Fassade des CVJM ist geblieben, ebenso wie die Terrazzoböden und die Marmortreppe zur Lobby. Die Hotelzimmer aber erhielten einen minimalistischen und retrospektiven Charakter – mit Vintage-Holzmöbeln, Gitarre und Plattenspieler in jedem Raum. Saisonale Farm-to-table Kreationen werden im Restaurant The Whitfield in der Lobby serviert. In der dreistöckigen originalen Turnhalle dürfen Gäste auch heute noch beim Maissack-Werfen und Shuffleboard entspannen. Der Nachbarschaft stets verpflichtet, wird der Saal auch für Events und Veranstaltungen der East-Liberty Gemeinde genutzt. Am Wochenende wandelt er sich zu einer beliebten Partylokation mit Haus-DJ.

Renaissance Pittsburgh Hotel (c) Renaissance Pittsburgh Hotel
Renaissance Pittsburgh Hotel (c) Renaissance Pittsburgh Hotel

Das Renaissance Pittsburgh

Das imposante “Fulton Gebäude” vom damaligen Star-Architekt G. Atterbury, teilweise mit Granit aus dem gleichen Steinbruch wie das Fundament der Freiheitsstatue erbaut, beherbergte seit 1906 Büros, ein Kriegsveteranen-Hospital, eine Berufsschule und einen Nachtclub. 2002 ins nationale Register der historischen Bauten aufgenommen, gab es bei den Restaurierungsarbeiten einige Überraschungen. So stießen die Bauunternehmer im sechsten Stock auf ein Röntgenlabor, das mit 300-Pfund-schweren Bleiplatten verkleidet war. Für die Wiederherstellung der Kupferwände im Innenhof benötigte man über 18 Tonnen Natron. Und die “Pony-Walls” in der Lobby brachte ein unter Wasser durchgeführtes, computergestütztes Verfahren namens Plasma Cutting wieder zum Leuchten.

Heute treffen sich im Fulton Building historische Details und urbanes Flair. In den über 300 Zimmern und Suiten betonen die 4 Meter hohen Decken die Klassik des Gebäudes, elegante Einrichtung und plüschiges Dekor sorgen für zeitlose Gemütlichkeit. Die zentrale Lage des von Marriott geführten 5-Sterne-Hauses, am Fluss im Herzen des Kulturviertels von Pittsburgh, ist ideal für einen Städtetrip.

Hotel Monaco (c) Hotel Monaco
Hotel Monaco (c) Hotel Monaco

Das Kimpton Hotel Monaco

1903 wurde das ursprüngliche Gebäude als Elektrizitätswerk im Beaux-Arts-Stil errichtet. Danach diente es zunächst als Geschäftsgebäude und wurde später zu einer Anwaltskanzlei, gegründet von James H. Reed, einem engen Freund von Andrew Carnegie. Reed kümmerte sich um verschiedene rechtliche Aspekte für die Carnegies und war Direktor der United States Steel Corporation. Bis 2008 hatte die Anwaltskanzlei Reed Smith ihren Sitz im Gebäude. Ideal gelegen im Herzen der Innenstadt lassen sich von hier aus, alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß oder mit dem Leihfahrrad erkunden.

Aussen komplett in seiner historischen Schönheit erhalten, hielt im Inneren des Hauses das 21. Jahrhundert Einzug. Ein gewagter Farbmix, eklektische Kunst an den Wänden und liebevolle Details ziehen sich vom eleganten Eingangsbereich, über das gemütliche Mezzanine bis in die 248 Zimmer. Hochwertige Materialien mischen sich mit modernen Hinguckern – sei es die Yoga Matte, die Bademäntel im Jungle-Design oder der Ziervogelkäfig als Nachttischlampe. Klassisches, gehobenes Comfort-Food gibt es im beliebten “The Commoner” Restaurant oder dem Rooftop-Biergarten.

The Drury Hotel (c) The Dury Hotel
The Drury Hotel (c) The Dury Hotel

Das Drury Plaza Hotel

Am Rande der Innenstadt, zwischen Downtown und dem Strip-Distrikt, eröffnete das siebenstöckige Gebäude 1931 als imposante Zentrale der Federal Reserve Bank of Pittsburgh. Sie fungierte als Währungs-Speicher für viele Regionalbanken, dazu kamen Wertpapiere und Anleihen. Dem immensen Vermögen hinter seinen Mauern geschuldet, wurden vor den Tresor-Räumen massive Sicherheitstore aus Stahl eingebaut. Repräsentativ verziert waren die Eingangs- und Schalterbereiche mit Art-Deco-Gussteilen, Marmor- und Edelstahlleisten. 1956 fügte Architekt William York Cocken einen 10-geschossigen Anbau aus Kalkstein hinzu.

Nach zwei Jahren Umbau und Restaurierung beherbergt das Gebäude-Ensemble seit 2012 das Drury Plaza Hotel mit 207 geräumigen, klassisch-modernen Gästezimmern. Konsequent wurden die stilbildenden Elemente des Hauses aussen und auch innen erhalten, sogar die Stahltore vor dem Tresortrakt: Sie dienen als Eingang zu Tagungs- und Besprechungsräumen. Besonders beliebt ist das üppige Frühstücksbuffet und der allabendliche, inkludierte “Kickback at 5:30pm” mit Drinks, Snacks und warmen Speisen unter der Art-Deco Decke der Lobby.

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