Heimarbeits-Gschicht’n aus Minga

Arbeiten aus dem „Home-Office“ – oft gehört in diesen Zeiten. Neu ist das für uns bei LMG nicht, sind wir doch in der glücklichen Lage, schon seit jeher tageweise von daheim arbeiten zu können. Auch technisch sind wir dafür längst bestens gerüstet. Aber was, wenn aus tageweise täglich wird? Bei der Umfrage unter den Kollegen werfen wir einen Blick hinter die Home-Office Kulissen: Ganz privat, (meist) ungeschminkt und öfter als vermutet mit Katze auf dem Schoß.

Trotz aller Satire sind wir uns bewusst, in welch privilegierter Situation wir uns befinden: Hut ab vor allen, die nun Job und 24/7 Kinderbetreuung unter den selbigen bringen müssen und vor allem an alle Pflegekräfte, Mediziner, Postboten, Lokführer und Verkäufer, die draußen die Gesellschaft am Laufen halten und Leben retten.

„Mittagspause von oben“ (c) Annika Walther

Annika, die frühe Mama gewinnt

6 Uhr morgens, der Wecker klingelt – nicht – denn das Geräusch könnte Pippilotta aufwecken – wie sich meine Tochter aktuell nennt – und dann wäre die ganze Tagesplanung dahin. Zum Glück haben wir Dachfenster und es ist entsprechend hell im Zimmer, sonst würde der Tag gleich mit einem blauen Zeh oder wunderschönen Lego-Abdrücken auf dem Fußballen starten. Ich schleiche mich also raus – werden schon keine Facetime-Calls um diese Uhrzeit reinkommen – und setze mich noch halb schlafend an den Esstisch, denn Pipilottas Papa ist ausnahmsweise nicht auf Takatuka-Land, sondern an MEINEM Schreibtisch gestrandet – mit zwei riesigen Monitoren. Ok, da komme ich mit meinem kleinen HP nicht an. Ich stürze mich in die Arbeit – für genau 30 Minuten, an guten Tagen auch mal 45 – dann höre ich einen Ruf. Jetzt schon Pause? Normalerweise im Büro erst gegen halb 11, wenn der Magen nach einer Banane und dem Kaffee ruft. Aber was ist schon normal? Aktuell im Home-Office in der Tat sehr wenig. Umso mehr bin ich dankbar, dass wir diese Möglichkeit haben. Auch wenn sich die Welt wieder in bekannten Bahnen dreht, greifen wir wieder gerne zwei Tage die Woche darauf zurück, das spart dem einen oder anderen einen langen Weg mit Bus oder Bahn und – sollten hier Arbeitgeber mitlesen, Ausnahme unser Chef, der weiß das schon: Studien belegen, dass Arbeitnehmer im Home Office mehr und effektiver arbeiten.

„Ein Träumchen, dieses Home-Office Büro“ (c) Carola Kolmann

Carola, die Nachbarn und die Schoki-Schublade

„Na, haben Sie schon wieder Urlaub?“ Diese Frage hörte ich in den letzten Jahren öfters vom neugierigen Rentnerehepaar in der Wohnung unter uns, wenn ich an einem Wochentag von daheim arbeitete und mittags die Wäsche auf dem Balkon aufhing. Ein Vorteil von Corona: Damit ist jetzt Schluss, denn inzwischen weiß jeder, was „Home-Office“ ist! Leider nehmen es die Nachbarn auch jetzt nicht ernst, sondern klopfen im Keller fröhlich Unmengen von Sonnenblumenkernen als Vogelfutter klein (kein Scherz!) – den Hammerschlag im Milli-Sekundentakt hört man leider bis in den ersten Stock. Räumlich gesehen ist aber alles optimal: Mit einem eigenen kleinen Gästezimmer/Büro mit modernem Sekretär inklusive Bildschirm und Verkabelung (Dank sei meiner besseren Hälfte) müssen mein Mann und ich uns den Esstisch nicht teilen, sondern wechseln uns auch räumlich ab. Klarer Nachteil von täglicher Heimarbeit: Der Kühlschrank und vor allem die Schoki-Schublade sind sehr nah, die Yogamatte zwar in Sichtweite, aber der innere Schweinehund oft zu groß.

„Working in Style“ (c) Natascha Langhein

Natascha, der richtige Dresscode und die richtige Reifezeit von Avocados

Meine Gedanken zu einem Home-Office Tag: Wie kann die Nachbarin oben so trampeln? Ist das überhaupt physisch möglich, beim Gehen so einen Sound zu erzeugen? Haben die Kollegen im Skype Call eben bemerkt, dass ich obenherum zwar „gesellschaftskompatibel“ angezogen war, aber untenrum immer noch meine Pyjamahose und fluffige Puschen trage? Wird es mir ein einziges Mal in meinem Leben gelingen – unter ständiger Beobachtung – den perfekten Zeitpunkt zum Essen einer Avocado zu erwischen? Stay tuned and stay home!

„Büro mit Ausblick“ (c) Sophia Rossmanith

Sophia, Balkonien und Birkenstocks

Homeoffice bedeutet für mich: Gleich viel Arbeit bei deutlich weniger Schminke und mehr Beinfreiheit – und zwar in Birkenstocks. Dazu ein gelegentlicher Ausflug auf den sonnigen Balkon, um den Tulpen beim Wachsen zuzusehen und um die leergefegten Straßen der Münchner Innenstadt zu begutachten. Meine einzigen sozialen Kontakte in der Corona-Zeit: Tägliche Facetime-Runden mit meinen Freundinnen, mein Plastikrabe vor dem Fenster, der gelegentlich mit dem Kopf nickt, und meine Münchner Freundin, mit der ich mich auf einen täglichen Spaziergang durch den Westpark treffe – natürlich ohne Umarmung und mit ausreichend Sicherheitsabstand. Was ich am Homeoffice genieße: Die Ruhe, die mir volle Konzentration auf die Arbeit erlaubt und die atemberaubenden Sonnenuntergänge über dem Münchner Häusermeer vom 8. Stock, die mir den Feierabend signalisieren.

„Laptop mit Fellknäul“ (C) Janine Brauner

Janine, von wegen Katzenjammer – ganz im Gegenteil

Ich muss gestehen: Ich liebe Homeoffice! Früh aufstehen, beim Kaffee die ersten Mails checken, draußen im Park joggen gehen, duschen und dann geht es an die Arbeit. Aber es gibt zwei Wesen, die es noch mehr lieben, dass ich von zu Hause arbeite – unsere Katzen. Man sollte wohl eher „kleine Schoßhunde“ sagen, denn sie wollen die ganze Zeit nur in unserer Nähe sein. Da mein Mann auch von zu Hause arbeitet, haben wir den Esstisch umfunktioniert. Und hier darf ein Platz für die Katzen nicht fehlen. Aber am begehrtesten ist immer noch der Schoß. Das bedeutet vorausplanen, Frühstück und eine große Kanne Tee bereitstellen, bevor ich mich hinsetzte. Denn liegen sie erstmal auf einem, hat man schlechte Karten, wenn man mal aufstehen will. Also wenn es nach den Katzen geht, könnte das noch eine Weile so weiter gehen.

„Laptop vor lauschigem Grün” (c) Anita Schiller

Anita, Arbeiten im Grünen

Wenn schon kein Urlaub unter Palmen, dann zumindest arbeiten im Dschungel, dachte ich mir und räumte mir einen kleinen Platz auf unserem Esstisch frei, der zwar kaum zum Essen, wohl aber für die Pflanzenzucht meines Freundes verwendet wird. Die gehorteten Süßigkeiten immer griffbereit, stelle ich mich den Herausforderungen des Remote-Desktop zur Warteschlangenmusik eines bekannten Flugbuchungsportals, bei dem ich seit Tagen niemanden erreiche. Mittags gibt es eine kurze Yoga-Pause unter den Augen meines amüsierten Co-Working Partners, um zumindest einige der Kekse wieder abzutrainieren. Noch ein Vorteil: Die vielen Pakete, die ich aus abendlicher Langeweile heraus bestellt habe, kann ich nun höchstpersönlich in Empfang nehmen.

„Amazone arbeitet mit“ (c) Anja Hoebler

Anja H., im Möbelchaos mit Vogelgezwitscher

Aktuell frage ich mich, warum ich zwei Tage, bevor in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen wurde, einen Großeinkauf beim Schweden getätigt habe. Jetzt heißt es arbeiten in der (Möbel)Baustelle und jeder darf bei Videocalls die Rückwand meines Bücherregals bewundern. Was deutlich augenschonender ist, als das Chaos dahinter … Meistens arbeite ich am Küchentisch, aber da der Kindergarten aktuell geschlossen ist, quälen mich dort Alvin & die Chipmunks mit ihren Heliumstimmen. Also ab an meinen Schreibtisch im Dachgeschoss. Das WLAN ist hier oben seeehr laaaangsam, aber es ist ruhig und ich sitze direkt an der Heizung. Klar fehlt der direkte Austausch mit meinen Kollegen oder auch der Plausch in der Büroküche, aber mit Telefon und Zoom können wir uns auf dem neuesten Stand halten und so die aktuelle Lage überbrücken. Der größte Nutznießer von Home-Office ist definitiv meine Mülleramazone Ferdinand. Der hat nun den ganzen Tag Gesellschaft und quakt gerne bei Telefonaten dazwischen.

„Arbeit auf Balkonien“ Alex Amling

Alex, weitreichende Kreativität – winziger Lebensraum

60 Quadratmeter. Ein Raum. Zwei Menschen. Home-Office ist der Beziehungskiller schlechthin. Für mich und meine Beziehung zur gesunden Ernährung beispielsweise. Die frischen Äpfel sind gewaltig geschrumpft, haben jetzt das Äußere eines Bären und sich in all dem Zucker gewälzt, den sie hamstern konnten. Auch mein (noch) Verlobter wurde ins Home-Office verbannt – wir sitzen aufeinander. Die zweite Beziehung, die hier auf die Probe gestellt wird. Oh, wie habe ich mich immer beschwert, dass ich ihn nur abends sehe – oh, was beschwere ich mich jetzt, dass ich ihn nicht nur abends sehe. Bleibt abzuwarten, ob die Verlobung das übersteht. In diesen Zeiten ist Nachbarschaftshilfe ein großes Thema, und so hat sich unser lieber Freund nebenan bereit erklärt, eine meiner Beziehungen bei sich aufzunehmen. Nun winken mein Verlobter und ich uns von zwei gegenüberliegenden Balkonen zu. Und abends kommt er nach Hause – hach, es hat sich Gott sei Dank nichts verändert. Möge Corona hoffentlich trotzdem bald einen Abgang machen – denn diese Beziehung möchte ich ausnahmsweise nicht eingehen.

„Trautes Heim – Katze müsste man sein“ (c) Manuel Kalleder

Manuel, die Home-Office Protokolle

Ha! Während viele in der aktuellen Situation überlegen, wie sie bei sich zu Hause Home-Office einrichten, bin ich doch schon lange ein Profi! Mich kann nichts mehr schocken, ich bin auf alles vorbereitet, richtig? FALSCH! Ein satirischer Tagesablauf.

7:00 Uhr Noch bevor ich einen Blick erhaschen kann, ob draußen Laufwetter herrscht oder die Wahl auf das kleine Fitnessstudio im Keller fällt, begrüßen mich in der Türschwelle zum Flur schon meine beiden Katzen. Wer auf freudige Blicke und Liebkosungen wartet, der irrt. Todesblicke ereilen mich: „Wir schreien uns hier die Kehle aus dem Leib und du hast nichts Besseres zu tun als deine blöde Zeitung zu lesen, während wir hier verhungern???“ „Nö!“ ist meine kurze Antwort, bevor ich widerwillig das Essen für die beiden zubereite. Nach einer kurzen Dusche und einem noch kürzeren Frühstück, man will ja keine Zeit verschwenden, gehe ich in mein Büro, wer früher anfängt, kann ja vielleicht später aufhören, richtig?

10:00 Uhr Die E-Mails sind bearbeitet, die ersten Anrufe getätigt (was waren eigentlich vor COVID-19 die Eisbrecher, um ein Gespräch zu beginnen? Ach ja, das Wetter und die Fußballergebnisse vom Wochenende) – nun geht es ans Texten. Eines der größten Trümpfe des Home-Office: Zu Hause wird man nicht gestört, keine Telefonate der Kolleginnen, die Pressemeldung geht leicht von der Hand. Oder eben nicht. Das leise Kratzen an der Türe habe ich – bewusst oder unbewusst – noch überhört. Aber das jämmerliche MIAU, parallel aus zwei Kehlen, ist unmissverständlich.

12:00 Uhr Der Text ist zu 50% fertig, nun kommt der Nachteil aller Frühaufsteher: Der Hunger macht sich deutlich früher bemerkbar. Vor dieser Situation haben die meisten Männer Panik. Allein zu Hause, selbst ist der Mann – was tun? Nicht ich. Bin sehr geübt darin, in dieser Situation den Kochlöffel selbst zu schwingen und es dauert nicht lange, da ist das Sternegericht kredenzt: Nudeln mit Pesto.

16:00 Uhr Die Arbeit geht gut voran, der Postbote bedankt sich und gibt an, dass noch nie so viele Leute persönlich ihr Paket annehmen konnten, und die Katzen geben Ruhe. Herrlich. Dann geht noch gleich das Reporting, welches man sowieso schon seit gestern vor sich hinschiebt. Natürlich. „Das mach ich heute noch fertig, dann ist es gut für heute und ich muss mich morgen nicht damit abärgern“. Guter Plan, durchkreuzt von unzähligen Emails aus den USA, denn auch dort hat der Tag begonnen – wie schön. Doch irgendwann ist es tatsächlich mal gut und bevor meine Katzen noch die Balkontüre eintreten (oder durchbeißen – denen traue ich alles zu), erfolgt die abendliche Raubtierfütterung.

„Namaste im Wohnzimmer“ (c) Anja Kloss

Anja K, spricht das Wort zum Home-Office Feierabend

Gelassen soll man in diesen Zeiten sein, Verständnis haben, das innere Lächeln trainieren. Das fällt nicht immer leicht, wenn der Alltag quasi nicht mehr existiert und sich die Nachrichten überschlagen. Glücklicherweise konnte die ein oder andere Routine doch gerettet werden. Online-Yoga mit der Lieblingslehrerin nach Feierabend. In diesem Sinne – Namaste Ihr Lieben!

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