Kunst unter freiem Himmel

Sich mit anderen Besuchern durch ein Museum oder eine Kunstausstellung drängen: Dazu hat derzeit wohl niemand so richtig Lust. Schön, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, Kunst zu bewundern, nämlich draußen im Freien. Outdoorkunst ist das Stichwort der Stunde und davon gibt es sowohl in Europa als auch dem Rest der Welt reichlich zu bestaunen. Die folgenden sieben Beispiele von Frankreich bis Australien rücken den Begriff „Streetart“ in ein ganz neues Licht.

Glaeserne Weintraube in der Südsteiermark (c) Harry Schiffer Steiermark Tourismus

Die größte Traube der Welt in der Südsteiermark

Die vermutlich größte – und mathematisch sehr komplexe – Weintraube der Welt finden Kunstliebhaber in der Südsteiermark – und zwar in Form eines Kunstwerks am Eorykogel, welches an das Symbol der zweitgrößten Weinbaugemeinde der Steiermark erinnern soll. Das fünf Meter hohe Gebilde aus Edelstahl und verschmolzenem Glas wurde von dem lokalen Künstler Willi Trojan kreiert. Insgesamt 365 Perlen stehen für die Tage des Jahres – einschließlich einer 366. Perle für das Schaltjahr. Die 52 Teile des Objektes (50 Blätter, Stamm und Traube) symbolisieren die Wochen des Jahres, die 31 kleinen Blätter die Tage eines Monats, die 12 mittelgroßen Blätter die Monate selbst und die sieben großen Blätter die Wochentage. Wer nicht genug von der südsteirischen Kunst bekommen kann, ist in der Panoramagalerie Sulmtal richtig aufgehoben. In dem Skulpturenpark zum Thema „Kunst und Wein“ betten sich dort über 120 Exponate regionaler und internationaler Künstler in die Landschaft und können bequem während eines Spaziergangs bestaunt werden.

Kunstwald an der französischen Atlantikküste (c) Lydie Palaric

Kunstwald an Frankreichs Atlantikküste

Wer im Wald nur Bäume erwartet, der irrt. Im Naturpark „Landes de Gascogne“ an der französischen Atlantikküste verstecken sich insgesamt 21 Kunstwerke mit Bezug zu Geschichte und Landschaften der Region im Westen des Hexagons. Die Künstler selbst werden von Kuratoren ausgewählt und sind meist Teilnehmer von regionalen „Artist-in-Residence“-Programmen. Ziel des seit 2009 existierenden Projektes „La Forêt d’Art Contemporain“ ist es, zeitgenössische Kunst in einer natürlichen Umgebung und in einem regionalen Kontext zu zeigen und den Menschen monumentale Kunst mittels dieses besonderen Ansatzes zugänglich zu machen. Ein Ende ist noch lange nicht in Sicht und in den kommenden Jahren sollen weitere Ausstellungsstücke das größte zusammenhängende Waldstück Westeuropas schmücken. Ein jeder Standort liegt in direkter Nähe zu einem Dorf, einer Straße oder ist entsprechend ausgeschildert.

Der Gute Hirte (c) Prien Marketing GmbH

Sommerkunst in Prien am Chiemsee

Die Stadt Prien am Chiemsee verwandelt sich diesen Sommer über in einen offenen Kunst- und Ausstellungsraum. Mit der „Kunst-Nacht to go“ erleben Kulturliebhaber die lebendige Kreativszene im öffentlichen Raum und den Schaufenstern der Seegemeinde. So werden die Werke regionaler Künstler für alle Gäste etwa im kleinen Kurpark, auf dem Wendelsteinplatz und in zahlreichen Einzelhandelsgeschäften bei individuellen „Kunst-Walks“ durch den Ort zu jeder Zeit erlebbar. Im Spätherbst 2020 würdigt dann eine Jubiläumsausstellung in der Galerie im Alten Rathaus die Initiatoren der ersten freien Kunstausstellung nach dem zweiten Weltkrieg. Vor 75 Jahren präsentierten Künstler in Prien ihre Werke erstmals wieder ohne Angst und Zensur im Licht der Öffentlichkeit.

Ligurien_Genua_On the Wall (c) Gola Hundun, 2mindstudio

Kunst schenkt Identität in Genua

Groß, bunt und fröhlich präsentieren sich zwölf Hausfassaden in Certosa ihren Betrachtern. Das genuesische Viertel ist Schauplatz einer außergewöhnlichen Straßenkunst-Intervention. Mit „On the Wall“ haben etablierte Namen der internationalen Street-Art-Szene eine Galerie erschaffen, die Sicht und Ansicht an einem ehemals tristen Ort radikal verändert. Auslöser war der tragische Einsturz der Morandibrücke im Jahr 2018. Nachdem das Leben in Certosa stehengeblieben war, gestalteten 17 Künstler und 28 Freiwillige in Zusammenarbeit mit dem Verein Linkinart das Gesicht des Ortes in 30 Tagen komplett neu. Die Street-Art der Profisprayer versprüht neue Lebenslust, lenkt den Blick wieder nach oben und zeigt die Macht von Kunst auf: „On the Wall“ schafft eine Neubewertung des städtischen Gefüges. Certosa avanciert vom vergessenen Randquartier zu einem vitalen Pol von kultureller Bedeutung. Mit dem geschaffenen Freilichtmuseum ist städtische Kunst in einem nicht-elitären Umfeld für jedermann zugänglich. Unter den Künstlern sind prominente Namen wie der Niederländer Zedz, der italienische Stadtkünstler Ozmo sowie genuesische Talente.

City of Presidents South Dakota ©Visit Rapid City

Präsidenten und die größte öffentliche Kunstausstellung in South Dakota

Die zwei größten Städte des eher knapp besiedelten US-Bundesstaates South Dakota schreiben öffentliche Kunst ganz groß: In Rapid City, dem Gateway zu den Black Hills wo auch die berühmten Präsidentenköpfe des Mt. Rushmore im Fels verewigt sind, wurden seit der Jahrtausendwende lebensgroße Statuen aller ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten in den Straßen errichtet – als öffentliche Kunstausstellung für jedermann kostenfrei. Im Jahr 2019 kam Barack Obama dazu. Im östlichen Sioux Falls ist der 2004 ins Leben gerufene „Sculpture Walk“ die größte öffentlich frei zugängige Kunstausstellung im Land. In diesem Jahr zählt die Ausstellung über 60 Kunstwerke. Die Stücke stehen auch zum Verkauf, jedes Jahr kommen neue Werke und Installationen hinzu, andere wandern in privaten Besitz.

Field of Light Uluru (c) Bruce Monroe Ltd_ Tourism NT

Das Lichterfeld am Uluru in Australien

Die Installation „Field of Light“ direkt am Uluru im roten Zentrum Australiens, ist das wohl bekannteste Werk des weltberühmten Künstlers Bruce Munro. 50.000 Lichter erleuchten jede Nacht ein großes Feld vor dem Wahrzeichen Australiens. Aufgrund des durchschlagenden Erfolgs wurde es seit April 2016 bereits mehrfach verlängert – zuletzt auf unbestimmte Zeit. Sobald die Sonne untergeht, tauchen 50.000 Solarleuchten ein riesiges Feld in dutzende wechselnde Farben. Das berühmte und preisgekrönte „Field of Light“ entwickelte sich seit seiner Eröffnung am 1. April 2016 schnell zum Besuchermagneten: Inzwischen sind über 450.000 Gäste durch das Lichterfeld nahe des Uluru spaziert. Die 62.500 Quadratmeter große Freiluftausstellung befindet sich auf dem Gelände des Ayers Rock Resort, das verschiedene Touren und Erlebnisse rund um das „Field of Light“ anbietet – darunter ein Besuch in Kombination mit einem exklusiven Dinner unter dem Sternenhimmel.

Graffiti Alley Toronto (c) Jesse Milns

Graffiti Alley in Toronto

Die Rush Lane im kanadischen Toronto, besser bekannt als „Graffiti Alley“, zeigt lebhafte Straßenkunst und bietet Fotonarren eine farbenfrohe Kulisse. Die kunterbunte Strecke mit klassischen Graffiti Styles, Murals und Comic-Charakteren sollte bei jedem Torontotrip auf dem Programm stehen. Immerhin haben sich hier lokale und internationale Künstler wie Uber5000, Elicser und Poser verewigt und der Gasse vibrierendes Leben eingehaucht. Bei einer kostenlosen Graffiti-Tour entdecken Besucher die Geschichte des modernen Graffitis und bekommen außerdem noch eine ganze Menge Infos über die Stadt.

 

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