von Admin on 11. September 2020
Auf der Liste der Traumziele für Auswanderer steht Australien weit oben. Zu denen, die den großen Schritt gewagt haben, zählen auch zwei Frauen aus Deutschland – sie packten ihre Koffer und fanden ihre neue Heimat in Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory in Australien. Katja Behlendorf und Jessica Jack haben sich mit ihren Geschäftsideen im tropischen Top End selbstständig gemacht: Katja verkauft Popcorn in verschiedenen Geschmacksrichtungen auf den Märkten Darwins, Jessica hat ein eigenes Burger-Restaurant. Zwei Kollegen aus dem Lieb-Team leben zwar (noch) nicht im Northern Territory, sind aber im Büroalltag ständig von Kängurus, Uluru und Kakadu umgeben: Verena und Andy betreuen das Northern Territory auf dem deutschen Markt hinsichtlich PR, Social Media und Marketing, sie haben das „NT“ mehrfach bereist. Wir haben die zwei Auswanderer und unsere beiden „Aussie“-Kollegen nach ihren Tipps für die perfekte Reise gefragt.
Wer planen möchte: Alles zum Reiseziel Northern Territory unter www.northernterritory.com sowie auf Facebook und Instagram unter dem Hashtag #NTaustralia.
„Katja’s Delicious Popcorn“: Das süße Leben in Darwin von Katja Behlendorf
LMG: Wie bist du in Darwin gelandet?
KB: Ich lebe und arbeite seit mittlerweile sechs Jahren in Darwin. Eigentlich wollte ich während meines Australienaufenthalts seinerzeit nur einen Roadtrip von Perth nach Sydney mit einem Freund machen. In Darwin angekommen, wo wir beide einen einmonatigen Zwischenhalt planten, fanden wir direkt eine Gastfamilie und einen Job – und verliebten uns in die Stadt mit ihrem tropischen Lebensgefühl.
LMG: Was macht die Stadt so anziehend?
KB: Die Menschen hier machen Darwin so besonders. Sie sind einfach entspannt, unkompliziert und freundlich. Zudem fasziniert mich das Klima mit der wunderschönen Dry Season und der Wet Season mit ihren Naturspektakeln mit Blitz und Donner.
LMG: Du hast auch beruflich mit einer spannenden Idee Fuß gefasst. Wie kam das?
Die Geschäftsidee, hochwertiges Popcorn in verschiedenen Geschmacksrichtungen anzubieten, kam mir 2015 auf einer Japanreise. In Tokyo stieß ich auf „Garrett’s Popcorn Shops“, kaufte für 70 Dollar sämtliche Geschmacksrichtungen – und stellte fest, dass richtig gutes Popcorn in Darwin Mangelware ist. Gemeinsam mit meinem Exfreund gründete ich mein Popcorngeschäft und bewarb mich bei dem beliebtesten aller Märkte in Darwin, den „Mindil Beach Sunset Markets“. Die Bewerbung wurde angenommen und seither gehört „Katja’s Delicious Popcorn“ zu den Institutionen des Marktes, der in der Trockenzeit tausende Besucher anzieht.
LMG: Was machst du in deiner Freizeit? Hast du Tipps für uns?
KB: Wenn ich nicht gerade an meinem Stand stehe, genieße ich die Natur des Northern Territory mit den unendlichen Möglichkeiten für Camping- und Wanderausflüge. Mein absoluter Favorit ist der Berry Springs Nature Park. Dort kann man entspannt in der Lagune schwimmen und einfach die Seele baumeln lassen – traumhaft! Der Park befindet sich gerade einmal 47 Kilometer südlich von Darwin und lockt mit malerischer Landschaft und schattigen Plätzen mit BBQ-Möglichkeiten. Nach einer Wanderung durch den Monsunwald können sich Besucher in einem der erfrischenden Felsenpools abkühlen. In meiner neuen Heimat Darwin spaziere ich am liebsten rund um den Nightcliff Foreshore, wo Sportler joggen, radeln, schwimmen oder an verschiedenen Stationen Krafttraining machen können – das alles mit einem Panorama-Blick auf den Hafen von Darwin. Foodtrucks und Grillstellen laden zum Picknicken mit Freunden und Familie ein. Nightcliff Foreshore ist einer der schönsten Orte, um die einzigartigen Sonnenuntergänge in Darwin zu bewundern. Viele sagen, dass das die besten in ganz Australien sind!
LMG: Was steht noch bei dir auf der Bucketlist?
KB: Ein Flug im Helikopter ist ganz weit oben – am besten im April, wenn alles noch schön grün ist von der Wet Season.
LMG: Wenn du deinem Leben in Darwin einen Popcorn-Geschmack widmen müsstest – welcher wäre das? KB: Sweet & Salty. Das ist zum einen ist die beliebteste Geschmacksrichtung, auch von mir. Sie passt einfach immer und überall. Zudem ist „Salty“ auch der Spitzname für unsere Salzwasser-Krokodile im Norden Australiens. Die perfekte Kombination!
Jessica Jack aus München: Tragische Geschichte mit Happy End
LMG: Wie bist du nach Darwin gekommen?
JJ: Ich bin gebürtige Deutsche und kam eher zufällig nach Darwin, wo ich mich direkt verliebte – in die Stadt und einen Mann. Ich blieb für die Liebe und begann mir mit meinem Verlobten im Norden Australiens ein Leben aufzubauen. Plötzlich und unerwartet starb dann mein Verlobter. Mein Bruder kam aus Deutschland zur Unterstützung und half mir durch die schwere Krise. Nach einer gewissen Zeit stand ich vor der Entscheidung: Gehen oder bleiben. Ich entschied mich, in Darwin zu bleiben, da ich mich schnell in die Stadt verliebt habe und ich das Leben, das ich mir hier aufgebaut hatte, nicht aufgeben wollte.
LMG: Jetzt sagst du, dass du deinen Traum lebst. Inwiefern?
JJ: In Darwin konnte ich mir meinen großen beruflichen Traum erfüllen: ein eigener Burgerladen. Während des Studiums in Deutschland hatte ich im besten Burgerrestaurant in München gearbeitet und wünschte mir seither ein eigenes Burger-Business. Bei einem Besuch des Mindil Beach Sunset Market sah ich zufällig, dass ein Stand zu verkaufen war – und griff zu. Seither führe ich erfolgreich meinen Gourmet-Burgerstand unter dem Namen „The Roadkill Café”.
LMG: Was ist dein Lieblingsort in Darwin?
JJ: Quasi mein Arbeitsplatz, denn ich arbeite am schönsten Ort in Darwin, dem Strand. An den endlosen Stränden der Stadt verbringe ich mit meinem Mann (ich bin seit kurzem verheiratet), meinem kleinen Hund und einem Glas Wein meine Freizeit.
LMG: Was macht das Northern Territory für dich so besonders?
JJ: Darwin ist ganz anders als der Rest Australiens. Das tropische Wetter ist perfekt für mich, selbst die Regenzeit ist unglaublich schön. Mit der Hitze kommen die Gewitter, ich liebe es, die Wolken am Strand zu beobachten. Darwin ist umgeben vom Wasser und alles läuft einfach entspannter ab – ‚Darwin-Zeit‘, da darf es auch etwas länger dauern.
LMG: Hast du einen Ausflugstipp für uns?
JJ: Ich lege euch den Kakadu National Park ans Herz, der sowohl UNESCO Weltnatur- als auch Kulturerbe ist. Neben Wanderungen und Wasserfall-Hüpfen lohnen sich Touren mit Aborigines, die imposante Felsmalereien und ihre Bedeutung erklären. Die Aborigines bewohnen das Gebiet seit über 50.000 Jahren. Faszinierende Tiere fühlen sich in dem knapp 20.000 Quadratkilometer große Park wohl, darunter neben Vögeln und Insekten auch die berühmten „Salties“ (Salzwasserkrokodile) und Süßwasserkrokodile.
LMG: Du hast Darwin einen Burger gewidmet. Wie schmeckt er?
JJ: Tropisch – so lässt sich meine neueste Burger-Kreation beschreiben, die ich dem Leben in Darwin gewidmet habe. Es ist ein vegetarischer Burger aus der Jackfruit. Er ist tropisch wie das Top End und erinnert mich an mein Glück in Darwin – mein Mann ist ein waschechter „Darwin Boy“ mit dem Nachnamen „Jack“.
Verena Ullrich: Sternegucken am Uluru, eine unvergessliche Zugfahrt und eine einsame Insel
LMG: Wie hast du das Northern Territory kennengelernt?
VU: Im Rahmen meiner Tätigkeit als PR Manager Central Europe war ich nun bereits mehrmals im Northern Territory und habe vieles erlebt, das ich nie vergessen werde. Ein tolles Reiseziel!
LMG: Hast du einen Tipp für die Gegend rund um den Uluru? Den berühmtesten Felsen der Welt will wohl jeder mal sehen…
VU: Und das zu Recht! Besonders zum Sonnenaufgang wechselt er ständig seine Farbe, einfach imposant. Ich empfehle, den Mala Walk mit einem Aboriginal Guide zu machen. Man erfährt alles rund um die Bedeutung, die der Uluru für die Ureinwohner hat – faszinierend. Ansonsten gibt es rund um den Uluru viel zu erleben: Schaut unbedingt bei Maruku, einer Kunstgalerie, vorbei. Dort könnt ihr unter Anleitung einer Aborigine-Dame lernen, wie die traditionellen Punktzeichnungen angefertigt werden und vor allem, was sie bedeuten. Ein berührendes Erlebnis und ein tolles Souvenir. Genuss kommt auch nicht zu kurz und wer sich einen ganz besonderen Abend wünscht, sollte sich das so genannte ‚Tali Wiru‘-Dinner auf einer einsamen Düne im Zentrum Australiens mit Blick auf den Uluru nicht entgehen lassen. Die Gäste probieren Bush Tucker, also Zutaten aus dem Outback, die von erstklassigen Köchen zubereitet werden. Dazu gibt es die berühmten australischen Weine. Für Licht sorgen nur ein paar Kerzen, es erklingt das Didgeridoo im Hintergrund – ein unvergessliches Erlebnis.
LMG: Welchen Tipp hast du für jemanden, der auf besondere Art reisen möchte und eventuell nicht so viel Zeit hat, aber trotzdem das Rote Zentrum und das tropische Top End erleben will?
VU: Als „Once in a lifetime“-Erlebnis kann ich nur jedem eine Fahrt mit dem Ghan empfehlen. Seit 1929 verbindet er Darwin mit Alice Springs, seit ein paar Jahren geht es sogar bis in den Süden nach Adelaide. Gemächlich fahren Reisende durch die Landschaft, die alle paar Stunden wechselt: rote Wüste, dichte tropische Wälder. Es lohnt sich, den Ausblick von der eigenen Kabine aus zu genießen – ich empfehle aber, sich in der Bar mit Mitreisenden zu treffen und über Australien, die Welt und das Leben zu philosophieren. So lernt man den „Aussie Way of Life“ kennen. Im Zugticket enthalten sind alle Mahlzeiten im stilechten Bordrestaurant, zudem werden an den Haltestellen in Alice Springs, Katherine und Darwin Ausflüge angeboten. Ich hatte mich für einen Bootsausflug in die Nitmiluk Gorge entschieden, um Felsmalereien zu bewundern und durch die Schlucht zu spazieren.
LMG: Hast du noch einen Tipp für den tropischen Norden? Einen Geheimtipp?
VU: Wie wäre es mit einsamen Inseln, die kaum jemand kennt? Rund 100 Kilometer vor Darwin befinden sich die Tiwi Islands. Die Inseln waren lange Zeit komplett isoliert von der Außenwelt, so konnte sich völlig ungestört eine eigene Kultur und Kunstform entwickeln. Die Bewohner sind Aborigines, sie sind geprägt von polynesischen Einflüssen, viele kamen aus dem East Arnhem Land. Ihr Lebensstil ist so interessant und schützenswert. Man kann die Insel nur mit einem einheimischen Guide betreten, der einen direkt an der Fähre empfängt. Die Tiwi Islander sind so freundlich, offen und fröhlich, das war wie ein Besuch in einer eigenen Welt. Die Inseln sind touristisch kaum erschlossen und somit ein echter Geheimtipp für Kultur-, Kunst- und Naturliebhaber!
Andreas Schunck: Entspanntes Naturparadies für Roadtrip-Liebhaber
LMG: Was verbindet dich mit dem NT?
AS: Als Working Holiday Maker nach dem Studium habe ich in 2010 fünf Monate lang in Darwin gelebt und im Tourismus gearbeitet. Eigentlich wollte ich nur ein, zwei Monate bleiben, aber habe direkt einen Job mit sechsmonatigem Arbeitsvertrag bekommen und mich pudelwohl gefühlt, daher bin ich viel länger geblieben. In Darwin hatte ich direkt Anschluss und Kontakt zu anderen Backpackern, aber auch zu vielen Einheimischen. Da die Bevölkerung so Multikulti ist, fällt es leicht, mit Leuten in Kontakt zu kommen. Die Territorians sind anders, ein bisschen verrückt und sehr liebenswert. Der Outdoor-Lifestyle und das tropische Klima sind einfach nur großartig! An freien Wochenenden haben wir das Top End erkundet, Wasserfall-Hopping, Wandern und Camping im Lichtfield und Kakadu National Park. In Darwin war das Nachtleben natürlich sehr verlockend, zudem konnte man an der Recreation Lagoon and am Casuarina Beach fantastisch abschalten. Meine Lieblingsorte: der Darwin Ski Club mit traumhaften Sonnenuntergängen und legendären „Sunday Sessions“. Mindil Beach und East Point sind auch unbedingt einen Besuch wert. Seit 2012 bin ich wieder in Deutschland und seit Juni 2016 für Tourism NT zuständig. Der Kreis hat sich quasi geschlossen und ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht!
LMG: Hast du einen Tipp für alle, die Roadtrips lieben?
Andi: Sehr schwierige Frage da alle NT-Roadtrips einmalig sind, egal ob der Nature’s Way durch das tropische Top End oder der Explorers Way von Darwin bis nach Adelaide in Südaustralien. Der Red Centre Way durch das australische Outback und verbindet zwar die berühmten Wahrzeichen wie Uluru, Kata-Tjuta und den Watarrka National Park aber auf der vier- bis fünftägigen Rundfahrt gibt es noch viel mehr zu entdecken. Auf keinen Fall verpassen sollte man den West MacDonnell Nationalpark, dieser liegt unweit von Alice Springs und ist ein wahres Wander- und Badeparadies. Der Larapinta Trail verläuft über 223 Kilometer von der alten Telegrafenstation in Alice Springs durch die westlichen MacDonnell Ranges bis zum Mount Sonder. Wer nicht genügend Zeit für den kompletten Fernwanderweg hat, eine der 12 unterschiedlich anspruchsvollen Tagesetappen in Angriff nehmen. Entlang der tiefroten Bergkette des Nationalparks gibt es erfrischende Naturpools und Wasserlöcher mit traumhaften Outback-Stränden wie Ellery Creek Big Hole, Ormiston Gorge, Redbank Gorge und Glen Helen Gorge. Mit einem Camper oder Wohnmobil können Besucher sogar direkt im Park auf markierten Plätzen übernachten, zum Beispiel auf dem Ormiston Gorge Campground. Die einzige Unterkunft im Nationalpark ist die Glen Helen Lodge, von hier aus führt der Red Centre Way über den 260 Kilometer lange Mereenie Loop teilweise auf unbefestigten Straßen weiter bis zum Kings Canyon.
LMG: Was beinhaltet dein perfekter NT-Trip?
AS: Allradcamper, Wasserfälle, Felsenpools, Camping in Nationalparks, kaltes Bier, Krokodile, Wanderungen, Felsmalereien, Geschichten der Ureinwohner, Outback-Pubs und rote Erde!
Schlagwörter: Australien, Geheimtipps, Northern Territory